Stellungnahme zur Gemeinderatssitzung

der Stadtgemeinde Mistelbach vom 01.06.2023

Unser Verein „Mistelbach Pride – LGBTQ+ Initiative“ hat mitbekommen, dass der Antrag einer Förderung unseres Vereinszwecks im Rahmen des Kunst- & Kultur Ausschusses zu einer Debatte bei der Gemeinderatssitzung vom 1. Juni 2023 sorgte. Aus diesem Grund möchte ich als Obmann des Vereins einige Dinge aufgreifen und bei der Gelegenheit auch darüber aufklären, welches Ziel unser Verein verfolgt bzw. warum eine Pride-Parade in Mistelbach so wichtig ist.

Zuerst möchte ich ein paar Fakten klarstellen, welche in der Gemeinderatssitzung fälschlicherweise erwähnt worden sind. Die genannte Auszahlung von 5.000,- € hat es in dieser Form nie gegeben, denn sämtliche Leistungen der Gemeinde Mistelbach an unseren Verein sind ausnahmslos als Sach- und/oder Dienstleistungen, beispielsweise in Form von Tischen & Bänken des Bauhofs Mistelbach, zur Verfügung gestellt worden. Es stimmt, dass wir einen Antrag an die Kulturförderung der Stadtgemeinde Mistelbach gestellt haben, uns hier jedoch an die Richtlinien bzw. an das Punktesystem wie jeder andere Kulturverein Mistelbachs hielten.


Warum ist Mistelbach Pride Kultur?

Gemeinderätin Elke Liebminger definierte Kultur wie folgt: „Die Gesamtheit der geistigen, künstlerischen & gestaltenden Leistungen einer Gemeinschaft, als Ausdruck menschlicher Höhenentwicklung. Die Gesamtheit der von einer bestimmten Gemeinschaft, auf einem bestimmten Gebiet, während einer bestimmten Epoche geschaffen, charakteristisch geistig, künstlerisch gestalteten Leistungen.“

Ich finde die Definition der FPÖ-Politikerin beschreibt sehr gut, warum unser Verein hierbei in den Kulturbereich fällt. Als LGBTQIA+ Community stellen wir eine Gemeinschaft, welche Teil der österreichischen Bevölkerung ist, dar und was wir auf der Mistelbach Pride zelebrieren und als Kulturverein vertreten ist, dass wir geistig alle gleich sind und wir als Gesellschaft gleichberechtigt und tolerant zusammenleben können und sollen – Für dieses Recht, diese Zukunft gehen wir auf die Straße. Ebenso die Entfaltung und Ausübung von künstlerischem Schaffen wird in unserer Community durch die Kultur der Drag-Kunst widergespiegelt.

Um alle diese Dinge auch in der Welt und vor allem der Region Mistelbachs zu repräsentieren, gestalten wir nun jährlich die Mistelbach Pride!

Ich kann daher Herrn Gemeinderat Josef Schimmer nur zustimmen, dass wir als Gemeinde stolz sein sollten, eine gleichberechtigte Lebensweise und die Pride als Teil der Mistelbacher Kultur anzuerkennen. Es geht hierbei nämlich entgegen der Behauptung von Frau Gemeinderätin Liebminger nicht um eine rein „sexuelle Neigung“, sondern in erster Linie um die Rechte & Lebensqualität der Mistelbacher*innen, welche nicht dem konservativen bzw. „typischen“ Lebensbild entsprechen. Unsere Gesellschaft hat eine naturgegebene Vielfalt, welche wir zum Leid der Betroffenen nicht unterdrücken, sondern fördern sollten.

Es ist nun mal Tatsache, dass die Lage für queere Personen in Österreich und daher auch in Mistelbach alles andere als perfekt ist. Noch immer werden Menschen aufgrund ihrer Geschlechtsidentität und/oder sexuellen Orientierung diskriminiert und ausgegrenzt. Als queere Person vermittelt mir das soziale Umfeld in ländlichen Regionen Österreich leider bisher noch nicht, dass ich willkommen bin, so wie ich bin. Dass man sich für sich selbst schämt und das Gefühl hat sich verstecken zu müssen, sollte sich nun wirklich keiner für seine Kinder, Familie oder Freund*innen wünschen.


Daher abschließend auch das Angebot an Frau Gemeinderätin Liebminger: Wenn Ihnen wirklich etwas an dem Wohlergehen der Mistelbacher*innen liegt, könn sie sich gerne bei uns informieren und einen konstruktiven Dialog mit uns führen, um hoffentlich in Zukunft keinen Hass und Leid durch Aussagen wie „Genderwahnsinn“ oder Ähnlichem weiterzuverbreiten, denn die Diskriminierung könnte auch ihre Familienangehörige betreffen. Vielen Dank!

Michael Rabl

Obmann der Mistelbach Pride – LGBTQ+ Initiative